Berggipfel

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Gipfel des Hochschobers.

Ein Gipfel ist eine lokal, d.h. innerhalb einer gewissen Umgebung, höchste Stelle eines Berges oder eines Gebirgszuges, das diese Umgebung orographisch um einen gewissen Mindest-Schwellenwert überragt.

Als Kriterium dafür, ob eine Erhebung einen Gipfel darstellt, wird in der Regel die Schartenhöhe (siehe Bild weiter unten) herangezogen. Bei den Viertausendern der Alpen wird von der UIAA eine Erhebung dann meist als Gipfel eingestuft, wenn die Schartenhöhe mindestens 30 m beträgt.[1] Für die Mittelgebirge werden gelegentlich 10 m als Schwellenwert angegeben.

Wortherkunft

Das Wort ist seit etwa 1400 bezeugt (oberdeutsch) und seit dem 15./16. Jahrhundert schriftsprachlich. Dialektformen sind u.a. Gippel, Giffel, Gipf und Güpfel, während das verwandte Wort Gupf abgerundete Formen bezeichnet.

Seit etwa 1700 wird Gipfel auch bildlich verwendet. Das zugehörige Verb gipfeln kann neben Bergen z. B. auch Wolken, Bäume, Bauwerke, Geräte oder Vorgänge beschreiben. Im Pflanzen- und Weinbau bedeutet es das Kappen eines Wipfels oder eines Triebes.

Haupt- und Nebengipfel

Innerhalb eines als eigenständig angesehenen Berges wird meistens der absolut gesehen höchste Gipfel als Hauptgipfel, die anderen Gipfel als Vorgipfel oder Nebengipfel bezeichnet. Indes tragen manche mehrgipfeligen Berge den Namen eines nicht höchsten, dafür aber des (vom Tal aus gesehen) markantesten Gipfels. In manchen Fällen wird auch von mehreren, gleichberechtigten Hauptgipfeln, etwa von einem Doppelgipfel, gesprochen.

Kriterien für die Einordnung als eigenständiger Berg oder Nebengipfel

Innerhalb des Dominanzradius des mittleren Bergs B symbolisiert die Höhe der tieferen, linken Scharte relativ zu B die Reliefenergie.
Die Reliefenergie des Gesamtausdschnitts wird durch die Tiefe dieser Scharte relativ zum höchsten Gipfel A dargestellt.

Darüber, wann ein Gipfel als eigenständiger Berg anzusehen ist, gibt es keine offiziellen und einheitlichen Kriterien in Zahlen, wohl aber, voneinander z.T. abweichende, Richtwerte. Ein eigenständiger Name oder eine amtliche Kote (Vermessungspunkt) für den Gipfel ist kein zwingendes Indiz für die Eigenständigkeit als Berg.

Alle geläufigen topographischen Kriterien für die Eigenständigkeit eines Berges beziehen sich in der Hauptsache darauf, wie weit ein Gipfel sein Umland überragt (Reliefenergie und Schartenhöhe) und wie weit die nächsthöhere Stelle im Gelände entfernt ist (Dominanz).

Um bei einem Gipfel auch von einem eigenständigen Berg zu sprechen, werden für die Alpen Schwellenwerte von ca. 100[2] bis 300[3] Metern Schartenhöhe angegeben. Für das Himalaya werden in manchen Quellen 500[4] Meter angegeben. Dem gegenüber gilt nach der Einteilung von Corbett seit etwa 80 Jahren in Schottland eine Eigenständigkeit erst als gegeben, wenn die Schartenhöhe mindestens 500 Fuß beträgt, also 152 Meter - und dies bei verhältnismäßig geringen Gipfelhöhen von unter 1500 Metern.[3]

Für die Mittelgebirge gibt es keine allgemeinen Schwellenwerte, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass die verschiedenen Mittelgebirge ihrerseits verschiedene Reliefenergien und Schartenhöhen (ihrer je höchsten Erhebung) relativ zu anderen Höhenzügen aufweisen. Werte von etwa 3 bis 10 % der Schartenhöhe des Gesamtgebirges, d.h. der seiner höchsten Erhebung, wären den gängigen Kriterien für die Alpen analog, der höhere angegebene Wert entspräche in etwa den strengeren Kriterien nach Corbett.

In Kontext des Bergsteigens in allen Gebirgen der Erde wie auch der Rekordjagden – etwa dem Besteigen aller (vierzehn) Achttausender – werden auch andere, kompliziertere Kriterien in Umlauf gebracht, die Absoluthöhe, Schartenhöhe und Dominanz in gewichteter Form einbeziehen.[4] Diese sind auch auf Mittelgebirge anwendbar.[5]

Geländeformationen

Der geologische Aufbau eines Gipfels kann sich von seiner Umgebung unterscheiden – was oft in den Kalkalpen der Fall ist (siehe auch sog. Zeugenberge). Zur Formenfülle von Berggipfeln trägt auch die Gesteinsart und ihre Klüftung, die vorherrschende Erosion bzw. Verwitterung und die Tektonik (Gebirgsbildung) bei. Auch der Bewuchs kann eine gewisse Rolle spielen.

Bergnamen nach der Form der Gipfel

Die Form von Gipfeln spiegelt sich oft im Grundwort ihrer Namen wider, während sich der erste Namensteil (Bedeutungswort) aus der Lokalität (Orts- oder Talname, Gestein, Farbe, Flora, Gefährlichkeit, Wetter usw.) ergibt:

  • die Suffixe -berg oder -gipfel/-gippel implizieren keine bestimmte Form
  • Felsgipfel allgemein stehen als Fels, Stein, Klapf
  • scharfe oder sehr steile Pyramidengipfel heißen oft Spitze (rätorom. Piz), Eck, Horn bzw. schweiz. Gorner/ ital. Corno (lat. Cornu), engl. Peak, auch: First, Riffel
  • Gipfelmassive, breite Formationen mit flachen Gipfelplateau und wenig ausgeprägtem Hauptgipfel lauten auf Stock
  • Freistehende Massive mit annähernd senkrechten Abbrüchen nennt man Zinne (Zinken), Nadel, ital. Cima, frz. Dent (‚Zahn‘), mit Plateau Turm, ital. Torre
  • bei markanten Felsabstürzen mit Wand (z. B. Trisselwand, Benediktenwand), Fels, Kanzel, Fluh
  • ein runder Gipfelaufbau wird in der Geomorphologie als Kuppe bezeichnet, der Name kann mit dem Suffix Kuppe /Koppe (wahrscheinlich zu lat. cuppa ‚Becher‘), auch Staff, Stauf (mhd. ‚Trinkbecher‘ wie in Staufen), oder Kogel/Kofel, Kopf/Köpfel, Nock, Gupf (siehe oben) oder Kulm (lateinisch culmen, ‚Höhepunkt‘ oder slaw. *chlm ‚Fels‘) bezeichnet werden, wuchtige Massive auch Dom
  • ein flacher Gipfelbereich mit Tafelberg, Höhe, Alpe oder Stuhl, bzw. mit speziell lokalen Bezeichnungen wie Fluh, Eibl (Älpl)

Der Übergang zwischen zwei benachbarten Berggipfeln wird Sattel oder Pass genannt, in den Alpen werden je nach ihrer Form und Steilheit auch Scharte, Joch im Namen verwandt. In anderen Gebirgen gibt es dafür auch regionaltypische andere Bezeichnungen.

Siehe auch

Quellen

  1. UIAA Dokumentations- und Informationskommission: Die Viertausender der Alpen – Offizielles UIAA-Verzeichnis. In: UIAA-Bulletin. Nr. 145, März 1994, S. 9 f. (http://www.hikr.org/files/40196.pdf (PDF; 630 kB) [abgerufen am 15. Mai 2008]).
  2. Christian Thöni: Von Schartenhöhe und Dominanz. In: Die Alpen. Nr. 1/2003, Januar 2003 (PDF, 0,2MB [abgerufen am 3. Juli 2007]).
  3. a b Eberhard Jurgalski auf Extreme Collect: Gipfellisten damals und heute – Messung der Eigenständigkeit von Bergen mittels Prominenz und Dominanz.
  4. a b Eigenständigkeit von Gipfeln
  5. Eigenständigkeit von Bergen im Taunus

Weblinks

Commons: Berggipfel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien