Berggipfel

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Gipfel des Hochschobers.

Ein Gipfel ist eine lokal, d.h. innerhalb einer gewissen Umgebung, höchste Stelle eines Berges oder eines Gebirgszuges, das diese Umgebung orographisch um einen gewissen Mindest-Schwellenwert überragt.

Berg, Haupt- und Nebengipfel

Innerhalb des Dominanzradius des mittleren Bergs B symbolisiert die Höhe der tieferen, linken Scharte relativ zu B die Reliefenergie.
Die Reliefenergie des Gesamtausdschnitts wird durch die Tiefe dieser Scharte relativ zum höchsten Gipfel A dargestellt.

Innerhalb eines Berges als Geländeform bilden die Gipfel die entsprechende Kleinform dazu. Meistens wird der absolut gesehen höchste Gipfel einer Bergformation als Hauptgipfel, die anderen Gipfel als Vorgipfel oder Nebengipfel bezeichnet. In manchen Fällen wird auch von mehreren, gleichberechtigten Hauptgipfeln gesprochen, etwa von einem Doppelgipfel. Bei Vulkanen mit Gipfelkrater sind Gipfelauszeichnungen unüblich.

Geodätisch-topographisch kennzeichnend für einen eigenständigen Gipfel ist eine amtliche Kote (Vermessungspunkt).

Bei der Erstellung von Gipfellisten und im Kontext des Bergsteigens in allen Gebirgen der Erde, und der enormen Bedeutung, die der „Gipfelsieg“ dort einnimmt, wurden verschiedene Kriterien entworfen, um „selbstständige Berge“ zu definieren bzw. Haupt- und Nebengipfel voneinander abzugrenzen. Es gibt aber kein allgemein anerkanntes solches Kriterium. Geläufige geografisch-topographische Kriterien für die Eigenständigkeit eines Berges beziehen sich in der Hauptsache darauf, wie weit ein Gipfel sein Umland überragt (Reliefenergie und Schartenhöhe) und wie weit die nächsthöhere Stelle im Gelände entfernt ist (Dominanz), aber auch andere Parameter können eine Rolle spielen. Bei Plateaugipfeln, die alpinistisch weniger reizvoll sind, wird im allgemeinen nur der höchste Punkt ausgezeichnet.
Im Folgenden sind einige solche Definitionsversuche exemplarisch aufgezählt:

  • Um bei einem Gipfel auch von einem eigenständigen Berg zu sprechen, werden für die Alpen beispielsweise Schwellenwerte von ca. 100[1] bis 300[2] Metern Schartenhöhe angegeben.
  • Die UIAA benennt in ihrer Liste der Viertausender in den Alpen eine Erhebung meist dann als Gipfel, wenn die Schartenhöhe mindestens 30 m beträgt. Darüber hinaus bezieht sie in ihre Bewertung aber auch noch andere, schwerer zu definierende Kriterien wie die Morphologie des Berges und seine alpinistische Bedeutung mit ein.[3]
  • Für das Himalaya werden in manchen Quellen 500 Meter Schartenhöhe angegeben.[4]
  • Darüber hinaus werden manchmal auch andere, kompliziertere Kriterien in Umlauf gebracht, die Absoluthöhe, Schartenhöhe und Dominanz in gewichteter Form einbeziehen.[4]
  • In der Kletterei sind auch deutlich kleinräumigere Begriffsbildungen zu ‚Gipfel‘ zu finden, so etwa im Klettergebiet Sächsische Schweiz. Hier werden Klettergipfel gemäß den Sächsischen Kletterregeln als „freistehende Felsen, die […] nur durch Kletterei oder durch Überfall, Übertritt oder Sprung von benachbarten Felsen zu ersteigen sind […],“ festgesetzt sind.[5] Auf Felsen, die dieses Kriterium nicht erfüllen, darf hier nicht geklettert werden.
  • In Schottland wird nach der etwa 80 Jahre alten Einteilung von Corbett eine Eigenständigkeit erst als gegeben, wenn die Schartenhöhe mindestens 500 Fuß beträgt, also 152 Meter - und dies bei verhältnismäßig geringen Gipfelhöhen von unter 1500 Metern.[2] Ansonsten sind für Mittelgebirge kaum solche Eigenständigkeitsdefinitionen bekannt.

Geländeformationen

Zur Formenfülle von Berggipfeln trägt die Gesteinsart und ihre Klüftung, die vorherrschende Erosion bzw. Verwitterung und die Tektonik (Gebirgsbildung) bei. Auch der Bewuchs kann eine gewisse Rolle spielen. Der geologische Aufbau eines Gipfels kann sich von seiner Umgebung unterscheiden, etwa verschiednee Sedimentbänke in den Kalkalpen, oder der Schieferdecke des Zentralkristallins (Großglockner), oder den Zeugenbergen und Klippen der Ebenen, oder bei vulkanischer Genese. Die Gipfel bilden die Gipfelflur einer Bergregion.

Etymologie

Das Wort ist seit etwa 1400 bezeugt (oberdeutsch bei Oswald von Wolkenstein) und seit dem 15./16. Jahrhundert schriftsprachlich. Dialektformen sind u.a. Gippel, Giffel, Gipf und Güpfel. Letzteres dürfte nach Grimm die ursprünglichere Form sein (vergl. Hülfe → Hilfe), während das verwandte Wort Gupf heute abgerundete Formen bezeichnet.[6]Vorgipfel ist ähnlich alt,[7] Nebengipfel eine jüngere Neubildung.

Seit etwa 1700 wird ‚Gipfel‘ auch bildlich verwendet. Das zugehörige Verb gipfeln kann neben Bergen z. B. auch Wolken, Bäume, Bauwerke, Geräte oder Vorgänge beschreiben. Im Pflanzenbau und Forstwesen bedeutet ‚Gipfel‘ auch synonym Wipfel. Verwandt ist das Wort mit Giebel, dem Spitz eines Daches, wie auch dem Kipferl (Teigspitz).[6]

Gipfelnamen

Typisch für Gipfel sind auch eigene Namen (Oronym) – ein Berg trägt in den meisten Fällen denselben Namen wie sein Hauptgipfel: Solche Bergnamenslisten spielen für die Kartografie eine wichtige Rolle. Manche mehrgipfeligen Berge tragen aber nicht den Namen eines höchsten, dafür aber beispielsweise des vom Tal aus gesehen markantesten Gipfels. Viele Gipfel im topographischen oder geodätischen Sinne sind aber ohne Eigennamen, und unvermessen, besonders außerhalb der Industrienationen. In den Alpen aber ist die Dichte benannter Gipfel örtlich groß: So findet man etwa bei Chamonix, auf den weniger als vier Kilometern von der Aiguille du Midi zur Aiguille de Trélaporte über 50 gängige Gipfelnamen – im Durchschnitt einer alle 80 Meter.[8]

Bergnamen nach der Form der Gipfel

Die Form von Gipfeln spiegelt sich oft im Grundwort ihrer Namen wider, während sich der erste Namensteil (Bedeutungswort) aus der Lokalität (Orts- oder Talname, Gestein, Farbe, Flora, Gefährlichkeit, Wetter usw.) ergibt:

  • die Suffixe -berg oder -gipfel/-gippel implizieren keine bestimmte Form
  • Felsgipfel allgemein stehen als Fels, Stein, Klapf
  • scharfe oder sehr steile Pyramidengipfel heißen oft Spitze (rätorom. Piz), Eck, Horn bzw. schweiz. Gorner/ ital. Corno (lat. Cornu), engl. Peak, auch: First, Riffel
  • Gipfelmassive, breite Formationen mit flachen Gipfelplateau und wenig ausgeprägtem Hauptgipfel lauten auf Stock
  • Freistehende Massive mit annähernd senkrechten Abbrüchen nennt man Zinne (Zinken), Nadel, ital. Cima, frz. Dent (‚Zahn‘), mit Plateau Turm, ital. Torre
  • bei markanten Felsabstürzen mit Wand (z. B. Trisselwand, Benediktenwand), Fels, Kanzel, Fluh
  • ein runder Gipfelaufbau wird in der Geomorphologie als Kuppe bezeichnet, der Name kann mit dem Suffix Kuppe /Koppe (wahrscheinlich zu lat. cuppa ‚Becher‘), auch Staff, Stauf (mhd. ‚Trinkbecher‘ wie in Staufen), oder Kogel/Kofel, Kopf/Köpfel, Nock, Gupf (siehe oben) oder Kulm (lateinisch culmen, ‚Höhepunkt‘ oder slaw. *chlm ‚Fels‘) bezeichnet werden, wuchtige Massive auch Dom
  • ein flacher Gipfelbereich mit Tafelberg, Höhe, Alpe oder Stuhl, bzw. mit speziell lokalen Bezeichnungen wie Fluh, Eibl (Älpl)

Der Übergang zwischen zwei benachbarten Berggipfeln wird Sattel oder Pass genannt, in den Alpen werden je nach ihrer Form und Steilheit auch Scharte, Joch im Namen verwandt. In anderen Gebirgen gibt es dafür auch regionaltypische andere Bezeichnungen.

Siehe auch

Quellen

  1. Christian Thöni: Von Schartenhöhe und Dominanz. In: Die Alpen. Nr. 1/2003, Januar 2003 (PDF, 0,2MB [abgerufen am 3. Juli 2007]).
  2. a b Eberhard Jurgalski auf Extreme Collect: Gipfellisten damals und heute – Messung der Eigenständigkeit von Bergen mittels Prominenz und Dominanz.
  3. UIAA Dokumentations- und Informationskommission: Die Viertausender der Alpen – Offizielles UIAA-Verzeichnis. In: UIAA-Bulletin. Nr. 145, März 1994, S. 9 f. (PDF; 630 kB [abgerufen am 15. Mai 2008]).
  4. a b Eigenständigkeit von Gipfeln. In: thehighrisepages.de. Wolfgang Leonhard, 4. April 2009, abgerufen am 5. Oktober 2009.
  5. Der Sächsische Bergsteigerbund (Hrsg.): Sächsische Kletterregeln. Vollständige Fassung. 1. September 2009, 5.1 Klettergipfel (Webdokument [abgerufen am Oktober 2009]).
  6. a b GIPFEL, m., apex, cacumen, culmen.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  7. VORGIPFEL, m., niedrigerer, dem hauptgipfel eines berges vorgelagerter. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  8. Jules Guex: La montagne et ses noms. Ed. Pillet, Martigny 1976, S. 99 ff. Zitiert nach Herbert Eisele: Die Ausstrahlung der Berge in ihrer Benennungsvielfalt. In: Weltmuseum der Berge. Institut zur Erforschung und Förderung regionaler und transnationaler Kulturprozesse INST, abgerufen am 5. Oktober 2009.

Weblinks

Commons: Berggipfel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien